Westwärts und zurück

Heute machen wir uns noch schnell auf, eine Dose am westlichsten Punkt Europas zu finden, bevor wir endgültig die Heimreise antreten. Antreten müssen.

Die Sachen sind gepackt und verstaut. Wir verlassen den Parque Campismo und machen uns zunächst auf den Weg, eine CTT Correios Filiale – also ein Postamt zu finden, um vielleicht doch noch unsere Mautschulden begleichen zu können.

Die erste Filiale, die Frau Garmin vorschlug, gab es nicht mehr. Also weiter, Richtung Sintra und mal eine zweite Filiale angepeilt. Hier konnte man uns aber nicht helfen. Na gut. Der Rezeptionist auf dem Parque Campismo hat uns geraten, jemanden an der Mautstelle auf der Autobahn zu fragen und unser Problem zu erklären

Das machen wir auch, aber vorher fahren wir zum Cabo de Roca.

Frau Garmin hat uns über eine verschlungene Bergroute gelotst. Muss das wirklich sein? Wir hätten auch die gut ausgebaute Landstraße nehmen können.

Am Cabo de Roca bot sich uns ein beeindruckendes Bild und zwar auf einen Schwarm Asiaten, der aus zwei Bussen ausgespuckt wurde und mit Kameras und Deppenzeptern (Selfisticks) herumwieselten.

Aber auch der Blick von der Klippe des Kaps war ganz nett 🙂

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Mit c:geo haben wir uns die Geocaches in der Nähe herausgesucht, zwei davon mit Terrain 4,5, die wir angesichts der Zeit, die uns noch blieb, lieber ausgeklammert haben. Den Earthcache wollten wir auch nicht unbedingt machen (aus Prinzip). Blieb noch eine Dose mit D/T 1,5/2,0.
Letztere war aber selbst nach fast einer halben Stunde suchen nicht auffindbar. Also haben wir es einfach aufgegeben.

Blieb die Frage, doch die T4,5 oder der Earthcache? Die Logbedingungen erschienen uns fair. Eine kleine Maßabschätzung und vielleicht ein Photo. Na gut.

Jetzt aber mal weiter.

Wir fuhren auf die Autobahn und ich steuerte eine der Bemannten Mauthäuschen an. Vielleicht wird uns ja da geholfen. Ich schilderte unser Problem in englisch (wie auch sonst?) und die nette Frau im Mauthäuschen verstand, was ich ihr sagen wollte. Sie überlegte kurz, zeigte dann mit dem Finger auf „Mometo“ dann schrieb sie ein paar geheimnisvolle Worte auf einen Zettel.

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„My English is not so good“ ich hätte noch spontan „Your English is much better than my Portoguese…“ antworten wollen, das fiel mir aber nicht so schnell ein.

„Galp, U-Turn, Via Verde“ „OK! Obrigado! Happy New Year“ dann hielt sie die Hand auf. Ach ja, Maut bezahlen muss ich auch noch. Ich grinse, reiche ihr einen 20er rüber, nehme das Wechselgeld und den Beleg. „Adios!“

Jetzt hatten wir ein paar Infos, wussten aber nicht, wie wir sie anwenden sollen. Aber irgendwann sahen wir den Hint in Form eines Schildes „Via Verde Loja“ Aaah, hier auf die Tankstelle (Galp) und den Schildern folgen. Vielleicht ist dort ein Terminal oder so. Die Schilder wiesen uns den Weg über eine Brücke zur anderen Seite der Autobahn, da sahen wir auch das Via Verde Gebäude. Puh, jetzt wird alles gut.

Vor dem Gebäude geparkt, Nummer unter Angabe des Anliegens ziehen (alle Texte in portugiesisch) und eintreten. Unsere Nimmer stand schon auf der Anzeige und wies uns den Weg zum Schalter 3, hinter dem eine Frau mit langen Haaren mit blonden Strähnchen saß (OK, das gehört jetzt nicht zur Sache).

Ich erklärte noch mal unser Anliegen auf englisch, leider auch hier ein paar Verständigungsprobleme, die sich aber mit Hilfe ihrer Kollegin vom Schalter nebenan schnell lösen ließen. Nein, wir habe in Deutschland keine Steuernummer. Mein Name ist aus portugiesischer Sicht auch etwas ungewöhnlich und die Reihenfolge (erst Nachname, dann Vorname) anders als auf portugiesischen ID-Cards.

Nachdem alles geklärt war fragte sie mich, ob ich bar oder mit Karte zahlen möchte. Ich sage erstmal Karte. Auf dem Display erscheint 5,45€. Oh… Das ist nicht viel. Meine Visa-Karte wird nicht akzeptiert, also doch bar.

Die Frage, ob sie auch sehen könne, wie wir ohne zu bezahlen über die Brücke des 25. April gefahren sind – da müssen wir auch noch 2€ bezahlen – verneint sie. Wir sollen dafür zur Brücke fahre. 

Wie verabschieden uns und sie bedankt sich mit einem Lächeln. Ehrlichkeit zahlt sich eben doch aus. Erstmal erleichtert fahren wir weiter über die Autobahn und ziehen brav unser Ticket. Das mit der Brücke sparen wir uns. Via Verde hat jetzt unsere Daten und so teuer kann das auch mit Bearbeitungsgebühr nicht sein.

Habe ich schon erwähnt, dass die Portugiesen alle sehr nett und hilfsbereit sind? Das lässt mich etwas vergessen, dass sie hier alle fahren wie sau.

Also weiter. Frau Garmin zeigt irgendwas mit 3h bis Salamanca an. Heute abend gibt es Chickenburger und Sekt.

Die Autobahn zieht sich schnurgrade hin. Plötzlich eine weitere Mautstelle. Wir wissen ja jetzt, wo wir durch müssen, zahlen unsere 16€ irgendwas und fahren weiter auf die A24. Doch halt… Hier wird nur elektronische Maut angeboten und wir haben keine Mautbox. Mist. Also wieder „Mautstraßen vermeiden“ auswählen. Die Zeit bis zum Ziel erhöht sich auf 5 Stunden. Das wird nix bis Salamanca.

Frau Garmin leitet uns, nachdem wir Autobahnen auch ausschließen, über eine landschaftlich sehr schöne Strecke quer durch Portugal.

Portugal hat eine andere Zeitzone und wir überlegen, ob wir den Jahreswechsel zweimal (erst kurz nach Spanien, dann wieder nach Portugal) oder garnicht (im Portugal bis dreiviertel 12 warten, dann über die Grenze, wo es schon dreiviertel 1 ist) feiern wollen.

Es wird für mich entschieden, dass wir beides nicht tun und stattdessen weiter so weit wie möglich nach Spanien rein fahren. Nagut. Aber das ist eine einmalige… Nein!

Inzwischen ist es auch stockdunkel, es sind kaum mehr Autos auf den Straßen und wir sollten uns endlich einen Platz zum übernachten suchen. Was aber garnicht so einfach ist, da wir die Gegend garnicht abschätzen können.

Irgendwann finden wir auf einem Berg aber einen Rastplatz (hoffe ich zumindest, das da draußen könnten auch Schlachtbänke sein) neben der Straße, bleiben einfach stehen, machen die Fenster dunkel und endlich ein Sagres auf.

Das Thermometer im Armaturenbrett zeigt -3°C. Es ist sternenklare Nacht.

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Aber gleich gibt es noch Burger und Sekt 🙂

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12 Uhr erlebe ich nicht mehr, bin total kaputt. Knallerei gibt es hier keine.

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Guten Rutsch.

31. Dezember 2015 dimi Allgemein No Comments

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